Da steh ich doch am Weidezaun und vor mir versammeln sich knapp ein Dutzend schwarzweisse Kühe und schauen mich an. "Schönes Vieh hast du!" rufe ich über die Wiese zum Bauern. "Jo Mensch, das stimmt - such dir doch eine aus und nimm sie mit"...
So oder so ähnlich muss es sich wohl abgespielt haben, auf jeden Fall hat sich nun zu meiner ollen Polizistin eine Weiss Schwarze R100GS Paris Dakar gesellt. In Anlehnung an Herrn Tezlafs liebevoller Anrede seiner Frau "Du dusselige Q..." hat das gute Stück nach den ersten nötigen Eingriffen, bei denen mir nur freundliche Worte auf den Lippen lagen, den Namen ELSE.
Nun ja, auch wenn es natürlich wieder "Alteisen" ist, ist das mein erstes echtes Motorrad, nach der Olga mit dem Stützrad und dem "Behördenbus" ist es eine Umstellung eine recht direkte Reaktion auf die Drehbewegung am Gasgriff zu erleben und das obwohl das Gefährt mit gut bezahlten überdimensionalen U-Scheiben im Ansaugtrackt auf 48PS von ehemals 60PS begrenzt ist. 25 Jahre hat die Gute an Jahren, km Leistung nicht so wirklich bekannt. Nachdem nun neue Bereifung, Bremsen und Batterie montiert sind und die ersten Reparaturen gemacht, sind jetzt so 1200km mehr auf der Uhr.
Es ist eine Umstellung von doch eher niedrigen Gefährten mit kurzem Lenker auf die GS aufzusatteln. Leicht lässt sie sich in Schräglage und auch wieder herausbewegen. Herrlich rüttelt sich der Boxer und schiebt willig nach vorne, auch wenn man im unteren Drehzahlbereich entschliesst die Vergaser weiter zu öffnen. Die 1000ccm begeistern hier, fuhr man zuvor einen Motor gleicher Konstruktion mit der Hälfte an Hubraum. Dieser wollte vorher wissen wie es weitergeht auf der Strasse, Dynamik und Elastizität gibt es bei der R50/5 nicht wirklich, eine Kurve muss mit der passenden Drehzahl angesteuert werden um vernünftig rauszukommen - die GS agiert hier vollkommen anders und lässt es zu sich zu verschätzen und dennoch sauber zu fahren - die R50 ist da eine grössere Herausforderung.
Der Kardaneffekt, der für die Gummikühe namengebend ist, stelle ich bei dem Paralever der GS nicht mehr wirklich unangenehm fest, verglichen dazu, die Kurzschwinge der /5 bockt hier sehr deutlich bei Lastwechseln.
Das Fahrwerk ist sicher noch nicht optimal abgestimmt, aber sicher das Beste meiner Gefährte, natürlich auch das Jüngste, lasse ich die Fahrschulmühle aussen vor. Vorne die Gabel werde ich über kurz oder Lang etwas straffer machen. Angenehm das 21" Vorderrad, was so unbeeindruckt über so einige Schlaglöscher drüberrollt - früher gut für Feldwege und heute fast nötig für die deutschen Strassen, die den Belgischen von vor 20 Jahren in nichts mehr nachstehen... Die Conti Train Attack 2 machen bislang einen guten EIndruck auf der Strasse, auch bei Regen. Ein unfreiwilliger Test auf einem verschlammten frisch beregneten Feldweg (oder besser bespurter Wiese) zeigte, das sie dafür nicht wirklich taugen, aber hier spielt sicher auch fahrerisches Unvermögen eine Teilrolle. Die Sitzposition empfinde ich als angenehm, eine Mamuthtour habe ich allerdings noch nicht hinter mir. Alles in allem setzt das Fahren mit der "Neuen" bislang dauerhaft Endorphine frei
Ich denke, das ich bei den nächsten Ausfahrten mit den MB vielleicht etwas besser mithalten kann, verglichen mit dem Grün-Weissen Pfeil, wo man Schorch ja schon fast davon abhalten musste, das rechte Bein hochzuheben und Bergauf anzuschieben.
schöne Grüsse
Dirk