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Samstag, 24. März 2012, 23:57

Tourenbericht Taunus mit Keinheld und Locke

Tourenbericht Taunus mit Keinheld und Locke

Tja, fast wären wir pünktlich weg gekommen. Fast, denn auf das Aufziehen neuer Reifen musste ich noch einen Tag länger warten als gedacht. Dafür hat sich der Umstieg von Michelin Pilot Road 2 auf 3 doch gelohnt. Das ganze Moped, eine TDM 900, ist erheblich zielgenauer geworden und hat ein Stück seiner Kurvennervosität verloren. Immerhin.

Also ging es Mittwoch, den 21.3.2012 beinahe pünktlich um 10 Uhr los. Der Wetterbericht hatte, wie immer wenn ich verreisen möchte, strahlenden Sonnenschein und Temperaturen im absoluten Wohlfühlbereich so um die 20 Grad angesagt. Was will man mehr.

Ziel ist der kleine Ort Ehringshausen etwas nördlich des eigentlichen Taunus, dafür aber durch eine kostenlose verwandtschaftliche Übernachtungsmöglichkeit gekennzeichnet. Es ist Keinhelds Mama, die sich über den Besuch zweier Moselbiker freuen durfte. Aber zwischen den Trierer Gefilden und unserem Zielort lagen noch etwas über 250 Kilometer, die wir an diesem Tag zu erfahren hatten. Und so begann es also.

Die ersten Kilometer über den Hunsrück kann man motorradtechnisch glatt vergessen. Die inzwischen hervorragend ausgebaute B50 am Flughafen Hahn vorbei bringt man am besten mit stoischer Gelassenheit und etwas Ausdauer hinter sich. Die Alternativroute übers Hinterland und Morbach hatte ich aus zeitlichen Erwägungen ausgeschlossen. Nun ja, was soll´s.

Das eigentliche Leben beginnt deshalb erst mit der Abfahrt Rheinböllen von besagter B50 in Richtung des malerischen Ortes Bacharach direkt am Rhein. Diese 17 Km sind vom Allerfeinsten. Wie gemacht für die Vertreter der Zweirädrigen Zünfte. Perfekter Straßenbelag, perfekte Kurven, zwei oder drei richtig enge Erste-Gang-Kurven dabei und das Ganze auf einem doch recht ordentlichen Gefälle hin zum Rhein. Absolute Sahnestrecke – dafür drei von drei Moselbiker Sternen. Die Durchfahrt von Bacharach in malerischer Kulisse eines rheinischen Weinortes krönt den Abschluss dieser kurzen, aber bemerkenswert schönen Passage. Und schon liegt der Rhein gelassen vor uns in der inzwischen glitzernden Mittagssonne.

Es geht nördlich weiter ein Stück auf der B9, bis auf Höhe des kleines Ortes Kaub die Rheinfähre zum Übersetzen an das andere Ufer einlädt. Das muss man einfach mal gemacht haben, finde ich, und zahle die 2,80 Euro für ein Motorrad und dessen Fahrer gerne an den Fährmann. Mitten im Fluss liegt die perfekt erhaltene Zollburg Pfalzgrafenstein (www.burg-pfalzgrafenstein.de). Sie ist nur mit der Fähre zu erreichen und gehört wohl ins 14. Jhd. Am anderen Ufer erreichen wir die B42, die wiederum einige Kilometer nördlich an der Loreley vorbeiführt. Aber es sollte anders kommen.

Denn in Kaub erwartet uns direkt am Fähranleger Bennos Truck Stop (www.bennos-truck-stop.de), der anders als der Name glauben lässt, ein überregionaler Motorradtreff mit teils recht deftiger Küche ist. Zumindest unser „Winzerteller“ geriet zum Kampf gegen die vielen wohlschmeckenden Kalorien auf eben jenem besagten Teller für gerade mal 4,50 Euro. Nur knapp konnten wir dieses Gefecht für uns entscheiden. Benno bekommt deshalb auch unsere volle Punktzahl – dort sollte man mal Halt gemacht haben. Der Wirt selbst hält uns dann noch davon ab, zur Loreley weiterzuziehen (Zitat: „Das ist nur ein Felsen wie jeder andere hier auch“) und erzählt uns von seiner Lieblingstrecke etwas südlich von Kaub. Wir entschließen uns, seinem Rat zu folgen.

Südlich von Kaub am Rhein liegt Lorch und dort finden wir den Eingang zum Wispertal. Die nächsten Kilometer bis Bad Schwalbach werden zum Erlebnis. Die Strecke durchs Wispertal ist zwar geschwindigkeitsreguliert, dafür aber eine traumhafte Route vorbei an gleich mehreren Bikertreffs und Burgen. Wir werden fantastisch für die fehlende Loreley entschädigt und ich vergebe auch dem Wispertal alle drei von drei möglichen Moselbiker-Sternen. So herrlich kann ein Nachmittag am Rhein enden. Und sollte Benno das hier mal lesen: Deine Achteinhalb Minuten bis zum Punkt X (den wir hier mal nicht nennen wollen – es könnte ja mal jemand nachrechnen) haben wir nicht ganz geschafft. ;-)) Wahrscheinlich waren wir doch zu touristisch unterwegs.

Wir schlagen uns dann weiter in Nord-Östlicher Richtung durch und erreichen nach einer längeren Eiscafepause und etlichen geschwungenen Kilometern durch den noch blätterlosen hessischen Wald unseren Zielort.

Am nächsten Morgen etwas geschwächt durch die unbekannte Umgebung und mit entsprechend wenig Schlaf ausgestattet schwingen wir uns in die Sättel, um den Taunus zu erkunden. Eine extra dafür angeschaffte Motorradreisekarte wies eine im satten Rot gekennzeichnete Route zum Großen Feldberg aus. Und so ging es über Braunfels, Weilburg und Weilmünster über etliche Kurven des Naturpark Hochtaunus zum Ort Schmitten, dem Einstieg zum Großen Feldberg. Dieser ist mit seinen knapp 900 Metern zwar noch überschaubar, hat aber bei seiner Erklimmung schon die typischen mittelgebirgischen Züge. Die sind typisch für diese Art eines mittelhohen Berges und auch und gerade für Motorradfahrer ein Traum. Der Bodenbeleg ist topfeben, die Kurvenradien stimmen und die letzte Kurve hat es dann auch wirklich in sich und erfordert im ersten Gang den Einsatz der Kupplungshand, um nicht die Eleganz des Kurvenkönners durch einen hässlichen Umfaller zu zerstören. Belohnt wird man aber zugleich vom Anblick der repräsentativen Gebäude auf der Bergspitze, die schon auf dem zweiten Blick eigentlich viel zu überdimensioniert wirken. Ein klassischer Fall von Nazi-Architektur, die sich dort oben Ende der dreißiger Jahre mit einem Funkturm und einem Wetterturm in Szene gesetzt hatte. Heute gibt es dort eine schmale Gastronomie und einen Motorradparkplatz. Der Ausblick ist gegeben.

Eine Pizzeria am Fuße des Berges, die ich bei der Anfahrt mir für alle Fälle mal vorgemerkt hatte, wurde unser Mittagslokal, das wir mit einigen anderen Kradfahrern und Hunden aller Größenordnungen teilten. Hier ließen wir uns noch mal die Sonne ins Gesicht scheinen, bevor wir uns im freien Galopp dran machten, weitere Teile des Taunus zu erkunden. So verflog der Nachmittag, nur unterbrochen von einer idiotischen Stuntbremsung meinerseits, die ein zurückschlagender Lenker mit einer ordentlichen Daumenprellung belohnte. Naja, man sollte halt lieber zweimal schauen, bevor man an der Parkplatzausfahrt ein Auto übersieht. Dann bleibt das nächste Mal auch der Daumen heile. Ich tröstete mich abends bei einem gemeinschaftlichen Familien-Mahl in einer lauschigen Ehringshausener Pizzeria mit viel Scampi und genauso viel Knoblauch.

Nach etwas mehr Schlaf als in der Nacht zuvor beschlossen wir, den Rückweg über den Westerwald zu wählen und es dann über Montabaur, Bad Ems und Braunach zum Rhein zu schaffen. Das gelang auch nach gefühlten 37maligen Verfahren, weil im Westerwald niemand an Straßenschilder gedacht zu haben scheint. Naja, vielleicht braucht es doch irgendwann mal eines dieser Navigationssysteme, das ähnlich wie die Eingeborenen den heimlichen und versteckten Ausweg aus dem Westerwald kennt. Egal, dieses Mal sind wir ein paar Kilometer mehr am Rheinufer geblieben und haben wieder in Kaub übergesetzt – nicht ohne Bennos Truck Stopp noch einmal einen Besuch abzustatten.

Die drei Tage endeten damit, so wie sie begonnen hatten, auf dem Motorrad bei strahlendem Sonnenschein. Gerne wieder!

Und hier noch ein paar Fotos:
Taunus Tour 2012

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Sonntag, 25. März 2012, 08:24

Super Bericht :super:

Da hattet ihr wohl jede Menge Spaß auf und neben den Motorrädern!
Signatur von »Gerd« Gruß Gerd

:bike_worldtour_01: :bmw_propeller:

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Manche Hähne glauben, dass die Sonne ihretwegen aufgeht!
(Theodor Fontane)

Straydog

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Fahrstil: gemütlich

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3

Sonntag, 25. März 2012, 09:35

Wow......ein absolut klasse geschriebener Bericht zum neidisch werden ;)
Signatur von »Straydog« "Ich für meinen Teil hab' ganz gerne beim Motorradfahren verbale Funkstille.
Ich will den Motor bollern, den Wind rauschen und mich selber denken hören."


H. Wicht in drm

4

Sonntag, 25. März 2012, 18:20

RE: Tourenbericht Taunus mit Keinheld und Locke

Ja muss ich auch sagen, ein sehr schöner Bericht. Das macht mir die zeitweilige Motorradabstinenz nicht leichter!!!

marzi

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5

Sonntag, 25. März 2012, 20:53

...an dir ist ja ein Schriftsteller verloren gegangen.

Was nicht ist, kann ja noch werden ;)

Echt toller Bericht zu einer wohl gelungenen Tour.

Marlene

6

Montag, 26. März 2012, 11:24

So was eigenhändiges liest man immer wieder gern.

Die Kurven von Rheinböllen nach Bacharach machen andersrum noch
mehr Spaß.
Leider hat das auf halber Strecke gelegene Gasthaus Rheinblick
schon seit Jahren geschlossen, ist jetzt ne Hundepension.

Gruß Wolle
Signatur von »WOLLE« WOLLE

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