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Montag, 23. Juli 2012, 10:52

Zum Mont Blanc und zurück

Liebe Moselbikers,

zum Einstand möchte ich einen Bericht von unserer letzten Reise an Pfingsten einstellen. Ich habe ihn zwar schon in einem anderen Forum veröffentlicht, aber das macht ja nichts :-)

Eigentlich wollte ich bereits über die Reise im letzten Jahr einen schreiben. Aber: Auf Motorradtouren hatte ich in den letzten Jahren oft Pech mit dem Wetter und sonstigen Dingen: Letztes Jahr hat es an allen Tagen der Alpentour in unterschiedlichen Intensitäten geregnet – oft so stark, dass ein Mitfahrer den kürzeren Weg gewählt hat. Am Ende war ich im Anziehen der Regenkombi so routiniert, dass nur eine Hochgeschwindigkeitskamera die folgende Bildsequenz erfassen konnte.



Einen Titel für den Bericht hatte ich schon, er sollte „70mm in sieben Tagen“ heißen. Leider mangelte es an Bildern und mir an Kreativität, um den Bericht trotzdem ansprechend zu gestalten. Die meisten Bilder zeigten nur nasse Menschen im Regen.



Ebenso erging es uns bei der Vogesentour im Herbst: Frische Temperaturen mit Regen auf den Bergen zwangen wieder teilweise zur Umkehr. Dann kam noch ein kleiner Unfall dazwischen. Ich dachte: Es kann nur besser werden. Daraus wurde leider wieder nichts.

Fangen wir mit dem Wetter an: Wir waren ja in den Bergen. Tendenziell war es auf den Pässen oft zwei bis drei Grad zu kalt. Dafür war es in den Tälern meist zwei bis drei Grad zu warm. Das war irgendwie schlecht organisiert: Dauernd musste man irgendwelche Belüftungsreißverschlüsse in der Kleidung öffnen und wieder schließen. Dann erzwang die grelle Sonne fünf Tage lang das Tragen einer Sonnenbrille. Ständig musste man sich das Gesicht und den Nacken mit diesem schmierigen Sonnenschutzgedönse eincremen – eklig. Und trotzdem sehe ich am Hals aus, als wäre er seit Wochen nicht gewaschen. Es hat fünf Tage lang nicht geregnet und ich schleppe einen ganzen Koffer voller Regenkleidung vollkommen sinnlos durch die Gegend. Ist ja auch für die Pflanzen nicht gut. Halt: Auf dem Rückweg haben wir bei Bitche eine Regenwolke am Rand gestreift, ich hatte ca. 17 Tropfen auf dem Visier und die Straße war über 10 km feucht.

Dann überhaupt das Ausland. Man denkt ja, die Schweizer bauen überall Tunnel. Nix da: Überall muss man bergauf, bergab fahren. Die Franzosen sind sogar noch schlimmer: Klatschen einfach Teer in die Landschaft, ohne diese vorher irgendwie zu begradigen. Straßen folgen einfach der Topografie. Als Deutscher empfindet man das als ungewohnt. Kurvenradien sind nicht konstant. Und das wird dann noch nicht mal angekündigt! Ich finde, auf vielen Strecken fehlt ein Tempolimit, ist ja fast schon gefährlich. Der Gipfel war dann eine Strecke am Col de l’Arpettaz: Da fehlte komplett die Teerdecke. Hallo? Dafür standen ganz normale Straßenschilder rum. Eines davon bezeichnete die Strecke gar als „Route Romantique“ – irgendwie dachte ich, die Franzosen ticken in romantischen Dingen anders. Aber gut. Man freundet sich ja auch mal mit ausländischen Gebräuchen an.

Genug Geschwafel. Ein paar Bilder! Das da ist unsere Routenaufzeichnung:



Den grünen Weg haben wir am Freitag zurückgelegt, durch die Vogesen bis Audincourt. Samstags in Rot durch das Jura, den Genfer See östlich umfahrend, ein Hotel am südlichen Ufer. Sonntags eine Schleife durch Haute-Savoie bis nach Oyonnax am südlichen Ende des Jura (blau). Montags dann in Magenta dem Verlauf des Jura folgend bis Audincourt. Montags ganz in Grau durch die Vogesen heim.

Dabei haben wir es noch nicht mal geschafft, 2.000 km zurückzulegen, für mich waren es daheim angekommen 1.957km.



Wie man sieht, sind wir nur im Bummeltempo gefahren, ein Schnitt deutlich unter 60 km/h ist das Resultat. Gefaulenzt haben wir tagsüber auch endlos, über 14 Stunden sinnlos in der Gegend rumstehen, Berge und Seen gucken (sind doch eh alle gleich), ständig dieser Kaffeekonsum. Das sah dann in der Regel so aus (sonntags am Col des Aravis):



Oder auch in den Bergen, am Col de la Colombière:



Dieser war laut Beschilderung noch gesperrt. Ein freundlicher Radfahrer, der uns gerade nach seiner Abfahrt entgegenkam, meinte aber: Der ist offen. Wir fuhren hoch, trotz verbotener Beschilderung. Oben war dann eine noch nicht reparierte Fahrbahnabsenkung, die manchem Auto sicher Probleme bereitet hätte, unseren einspurigen Fahrzeugen war das aber total egal. Entsprechend wenig war dort los. Insgesamt ist unsere Planung, den Pfingsttrubel zu umgehen, komplett aufgegangen: Außer reichlich Fahrrädern und ein paar Motorrädern auf den Hauptstrecken am Pfingstsonn- und -montag war es ziemlich still (ich möchte ja nicht nur maulen).

Fortsetzung folgt.

Straydog

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Montag, 23. Juli 2012, 17:36

hehe.....weiter so.......bin fortsetzungsgeil.... :D
Signatur von »Straydog« "Ich für meinen Teil hab' ganz gerne beim Motorradfahren verbale Funkstille.
Ich will den Motor bollern, den Wind rauschen und mich selber denken hören."


H. Wicht in drm

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Dienstag, 24. Juli 2012, 07:55

Tja Olli,

da habt ihr mit den klimatischen Bedingen ein enorm schweres Los gezogen ;) :D
...und dann noch die Unwägbarkeiten in fernen Landen - einfach grauenhaft!
Da seid ihr wirklich zu bedauern ;)

...jetzt bin ich aber mal gespannt, ob sich in der Fortsetzung vielleicht doch noch alles zum Guten hin wendet :!: ;) :rofl:
Signatur von »Gerd« Gruß Gerd

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Manche Hähne glauben, dass die Sonne ihretwegen aufgeht!
(Theodor Fontane)

4

Dienstag, 24. Juli 2012, 09:12

...jetzt bin ich aber mal gespannt, ob sich in der Fortsetzung vielleicht doch noch alles zum Guten hin wendet :!: ;) :rofl:


Zunächst wird es schlimmer - viiiiieeeel schlimmer. 8|

Ein wenig chronologischer: Am Freitag kreuzten wir im Schnelldurchlauf die Vogesen. Zu den Vogesen muss ich ein paar Worte mehr sagen. Zum Schnelldurchlauf auch.

Fangen wir mit dem Schnelldurchlauf an: Zunächst waren wir am Freitag noch getrennt in zwei Gruppen unterwegs, Olli R. (F800GS) und Norbert (R1200GS) konnten bereits am Morgen losfahren und haben sich ein wenig länger in den Vogesen ausgetobt. Doris und Hartmut (R1200GS) konnten erst am Mittag losfahren, ich selbst auch. So blieb uns Spätstartern nur der Schnelldurchlauf: Zügig auf der Autobahn bis Saarbrücken, in Saarbrücken ein wenig ärgern, Autobahn bis Saverne, Route Nationale bis Niedernai, kurz Autobahn, Route National bis Sainte-Marie-Aux-Mines, dann Route des Crêtes bis Cernay, Autobahn bis Audincourt, dort war unser Hotel. Meine übliche Route in die Vogesen verläuft eigentlich über Zweibrücken und Bitche, dauert aber ein wenig länger, keine Zeit dazu. Straßburg haben wir erfolgreich umfahren, allerdings war auf den Nationalstraßen bei Molsheim und bis Sainte-Marie-Aux-Mines auch viel los.

Dann ein paar Worte zu den Vogesen: Ich habe bei der Planung alle Tracks aus den vergangenen Jahren in meine Planung importiert: Es gibt kaum noch Straßen in den Vogesen, die ich nicht schon mehrfach gefahren bin. Und die Route des Crêtes ist schon dermaßen oft genutzt worden, ich hatte eigentlich keine Lust drauf. Ich persönlich halte sie, und auch die typischen Pflichtpässe für Motorradfahrer dort, für überbewertet im Vergleich zu den kleinen Juwelen, die es in unmittelbarer Umgebung gibt. Andererseits ist es quasi die Schnellstraße der Vogesen von Norden nach Süden und immer noch besser als durchgehend Autobahn zu fahren.

Meine also eher verhaltenen Erwartungen wurden extrem enttäuscht. Denn: Ich war lange nicht mehr bei so gutem Wetter dort, hier ein Bild vom Col de la Schlucht.



Unterwegs überlegte ich, welcher übliche Mitfahrer fehlte und somit durch sein Fehlen für das gute Wetter verantwortlich wäre.

Also: Bei gutem Wetter macht sogar die Route des Crêtes Spaß. Die Fernsicht war nicht perfekt – das sollte sich durch die nächsten Tage durchziehen – aber das ist echt Meckern auf hohem Niveau.

Abends waren wir dann im bereits altbekannten Hotel wunderbar untergebracht. Es war das dritte oder vierte Mal dort. Die Gegend drum herum ist ein wenig dubios, das Hotel selbst aber prima.

Der Weg zur ebenfalls altbekannten Pizza-Bude ein paar Meter weiter war dann ein Auf und Ab von Gefühlen. Der Besitzer hat gewechselt. Es ist nun eine typisch französische Fast-Food-Bude mit den dort üblichen Sachen. Es sah ein wenig ... sagen wir mal unhygienisch aus. Die Speisekarte konnte an der Schürze des Kochs abgelesen werden. Und die von letzter Woche auch. Wir haben uns schon auf Bauchweh und Blumenkohl an den Lippen am nächsten Tag eingestellt. Weiter wurde unser Wunsch nach einem leckeren Bier abgelehnt, der Laden ist ziemlich muslimisch, es gibt keinen Alkohol. Dafür waren alle Speisen halal, was sich hoffentlich positiv auf mein Punktekonto für das Leben nach dem Tod auswirkt. Wir wurden dann aber in unseren Erwartungen enttäuscht: Das Essen war absolut hervorragend und spottbillig.

Fortsetzung folgt.

5

Dienstag, 24. Juli 2012, 09:23

Am Samstag im Jura war es wieder wundervoll. Ich liebe diese Gegend, ihre winzigen Straßen, ihre abwechslungsreiche Landschaft. Der Tag fing schon gut an, beim Frühstück im Sonnenschein im Hotel:



Für französische Verhältnisse ist das Frühstück grandios, die Auswahl am Buffet üppig. Dass der Kaffee sehr gut schmeckt, ist in Frankreich ja fast nicht erwähnenswert.

Dann ging es zeitig los, der Samstag war relativ straff durchgeplant, da wir uns um 15:07 Uhr mit unserem letzten Mitreisenden, Andreas, an der Abfahrt 3 der A12 bei Vaulruz treffen wollten. Andreas ist aus Süddeutschland angereist. Also los.

Kurz vor der Grenze zur Schweiz dann noch eine Kuriosität in Sachen Verkehrsführung, die ich in Frankreich (und auch sonst) noch nie gesehen habe: Eine rote Ampel, daneben ein gelb blinkender, geradeaus zeigender Pfeil. Was will uns diese Ampel sagen? Da wir ein Polizeiauto hinter uns hatten, hielt ich zunächst ein wenig ratlos an. Grüne Pfeile aus Deutschland kenne ich. Aber gelb blinkend zu roter Ampel? Nö. Nach einer Weile hupte das Polizeiauto, was wir dann als Erlaubnis zum Fahren interpretierten. Da das Auto kurze Zeit später abbog, schien das die richtige Variante gewesen zu sein.

Auch im Jura war ich schon mehrfach, hier gibt es aber noch reichlich Neuland für mich, zunächst die schicke Pichoux-Schlucht, in der wir aber die passende Stelle zum Fotografieren verpasst haben (straffer Zeitplan). Dann über mir ebenfalls noch nicht bekannte Wege, wie diese langweilige Autobahn über die Chasseral-Kette mit dem zierlichen Sendemast.



An der folgenden Stelle oberhalb des Lac de Neuchâtel haben wir schon oft gerastet.



Hier sieht man auch ein wieder das große Manko: Normalerweise müsste man hier die Alpen sehen. Die Fernsicht war aber, wie bereits erwähnt, eher durchwachsen.

Wir sind an der Stelle dann zur passenden Zeit aufgebrochen, das GPS meinte Ankunft am Treffpunkt um 15:07 Uhr. Perfekt. Es war nur noch ca. eine Stunde zu fahren, das dürfte also bis auf wenige Minuten stimmen. Was dann folgte, war eine Unverschämtheit von Murphy: Vier Baustellenampeln, zwei Umleitungen, eine gesperrte Straße innerhalb einer Stunde! Aus den wenigen Minuten wurden zwanzig, Andreas hat aber gewartet. Vor den Ampeln und während der eher bescheiden beschilderten Umleitungen sinnierte ich noch ein wenig über Garmin-Fragen zum Thema abschaltbare Neuberechnung, aber das würde jetzt zu weit führen… :-D

Dann, nach einem leckeren Begrüßungskaffee, ging es weiter über hübsche Straßen, den Col des Mosses, den Col de la Croix. Eigentlich war der Plan, die letzte Tankstelle in der Schweiz zum Tanken und Einkaufen zu nutzen, z. B. in Monthey. Diesen Plan hat die zickige Restreichweitenanzeige von Hartmuts GS ein wenig zerstört. Während der Abfahrt vom Col de la Croix maulte sie bereits. Also: Liebes GPS, wo ist die nächste Tanke? Diese Frage ist am Samstagnachmittag eine spannende. Zumal meine Erfahrungen mit Tankstellen, die das GPS anzeigt, eher mies sind: Zu oft haben sie sich als seit Jahren geschlossen erwiesen. Egal. Die Restreichweitenanzeige maulte, wir mussten was tun. Laut dem elektronischen Helferlein sollte es eine Tankstelle in Gryon geben. Das meinte City Navigator, das meinte die OSM-Karte, die in diesen Dingen oft zuverlässiger ist.

Die Tankstelle entpuppte sich als vorhanden. Aber leider gab es nur eine Zapfsäule, und die auch noch mit Automat. Dieser entpuppte sich als Kartengourmet und verschmähte mehrere Karten, meine Visa mochte er dann. Damit es dann zügig ging, tankten wir alle in einem Rutsch, was ein wenig Schlauchakrobatik erforderte.



Nun kann es nur besser werden. Da die Rezeption des Hotels nur bis 20 Uhr besetzt sein sollte, trennten wir uns. Andreas und ich fuhren vor, zügig zum Hotel, die anderen wollten sich ums Essen kümmern, da es im Hotel kein Restaurant gab.

Vor Ort stellte sich dann (nach einer weiteren Umleitung) heraus: Es wird auch kein Frühstück geben (nett, dass das bei der Reservierung nicht erwähnt wurde). Aber: Es war dann ein höchst unangenehmes Hotel an einer Stelle mit miesem Ausblick auf den Genfer See, das entschädigte für so manches.

GS-Romantik im Abendlicht.



Und der Blick vom Zimmer.



Fortsetzung folgt.

6

Dienstag, 24. Juli 2012, 13:17

Bis jetzt ein sehr geiler Bericht. Besonders gefallen hat mir die "GS-Romantik im Abendlicht". Das sollte man in Öl malen!

:D :D :D

Norbert 49

Rollerfahrer

  • »Norbert 49« ist männlich

Beiträge: 126

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Vorname: Norbert 49

Wohnort: Trier-Quint

Motorrad: BMW R1200GS

Fahrstil: normal

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7

Dienstag, 24. Juli 2012, 16:13

Hi Olli,
das ist ja ein supertollerbonforzionöser Reisebericht.:danke: Ich bin ja richtig stolz auf Deine Beschreibung, nicht nur technischer Art sondern auch inhaltlich. Weiter so! Das Du eine Bereicherung für dieses Forum bist, stellst Du nicht nur hiermit sehr nachdrücklich unter Beweis!

LG Norbert 49
Signatur von »Norbert 49« [i]N.L.49er Man sollte nicht über Abwesende sprechen, es sei denn, man sagt etwas Gutes![/i]

8

Dienstag, 24. Juli 2012, 21:36

Hi Olli,
ein toller Bericht.Macht Lust auf mehr.... :dafuer:
Signatur von »Mecki« Brave Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin..... :D :D :D
Gruss
Mecki

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Mittwoch, 25. Juli 2012, 10:23

Das sollte man in Öl malen!


Üblicherweise schleppen die GS-Fahrer ja genug Öl mit sich rum ... :rofl:

Nach einem Frühstück am See ging es am Sonntag quer durch die Berge. Einen Teil davon habe ich ja in der Einleitung bereits erwähnt. Der fahrerische Teil begann – wie soll es anders sein – mit einer Umleitung. Mal wieder. Egal. Der folgende Col du Grand Taillet war ein schöner Einstieg Richtung Süden. Hat mir gut gefallen.

Weiter ging es über den Col du Joux Plane. Dieser war, wie bereits erwähnt, offiziell noch gesperrt, wegen nicht behobener Fahrbahnschäden. Es war trotzdem ok, wenn auch nicht berauschend.



In Frankreich scheint es Mode zu werden, Skilifte und –strecken im Sommer als Downhill-Strecken zu nutzen.



Im Hinblick auf die Erosion eine eher fragwürdige Nutzung, aber es sah ziemlich spektakulär aus.

An diesem Pass hatten wir auch den einzigen Blick auf den Mont Blanc (oben im Bild).



Den Rest des Tages hat er sich erfolgreich versteckt. Weiter ging es über den Col de la Colombière, wobei ich von Cluses aus kommend die Auffahrt über die D119 ausdrücklich empfehlen kann; folgt man der Ausschilderung, gibt es "nur" die langweilige D4.

Und dann über den Col des Aravis (westliche Auffahrt … naja, Abfahrt nach Südosten: Prima!) . Eigentlich wollten wir auf der Passhöhe über die Schotterstrecke zum Col de l’Arpettaz fahren. Mehrere Dinge haben uns davon abgehalten. Zunächst sah es so aus, als sei die Strecke blockiert.



Wir beratschlagten erst mal bei einem Kaffee, wie es weiter gehen soll.



Dort oben war es brechend voll. Ebenso waren reichlich Wanderer auf dem Teil der Strecke, den wir einsehen konnten (es war eben Pfingstsonntag). Die hatten zum Teil freilaufende Hunde dabei, das brauche ich auch nicht. Dann fuhren, während wir unseren Kaffee genossen haben, mehrere Quad-Fahrer die Strecke hoch – mit Affenzahn! Die Wanderer waren sichtlich not amused und wir beschlossen, außen um die Strecke rum zu fahren. (Die Strecke sieht übrigens so aus: Klick)

Die östliche Auffahrt auf den Col de l’Arpettaz erwies sich dann auch als Sahnestück. Ebenfalls nicht geteert, eben mit dem kleinen Hinweis „Route Romantique“.

Oben angekommen gab es zwar wieder keine Aussicht auf den Mont Blanc, aber die Strecke trieb trotzdem deutlich das Grinsen ins Gesicht.



Die Abfahrt war ebenfalls ein nahezu begegnungsfreier Genuss: keine Radfahrer, ein Auto, keine Motorräder, keine Kühe, dafür aber Kurven ohne Ende.

Und weiter ging es zum Lac d’Annecy, den wir diesmal nördlich über den Col de la Forclaz de Montmin umfuhren. Der hat sich seine roten Punkte auf der Michelin-Karte zwar nicht verdient, toll zu fahren war es trotzdem. Ich stellte mir die Frage: Warum sind wir nicht früher auf die Idee gekommen? Wenig Verkehr, kaum Ortschaften, schöner Blick auf den See, das genaue Gegenteil vom südlichen Ufer.



Seit vielen Jahren schleppe ich bisher sinnlos ein Reifenreparaturset mit mir rum. An diesem Aussichtspunkt frage mich ein typisch minimalgepäckreisender Franzose mit hübscher Sozia, ob ich etwas zum Reifen Reparieren dabei hätte. Er dachte wohl, diese dämlich voll bekofferten Deutschen haben alles dabei. :gruebel: :gruebel: :gruebel: Er hatte Recht! :huepf2: :huepf2: :huepf2: Endlich eine Gelegenheit, das Set mal auszuprobieren, dazu noch an einem fremden Motorrad: PERFEKT! Die im Reifen steckende Spax-Schraube (nein, Olli R., nur ein billiger Nachbau) wurde mit Hartmuts Immer-Dabei-Multi-Tool entfernt. Dann wurde der Franzose ein wenig blass, als ich zunächst das Loch mit der Ahle (siehe unten) ein wenig erweiterte. Auf das Trocknen des Klebers wollten wir aber nicht warten und fuhren weiter. Ich hoffe, er ist gut nach Hause gekommen. Wieder ein Punkt auf dem Pfadfinderkonto für das Leben nach dem Tod.



Auf dem folgenden langweiligen Teil der Strecke bis nach Oyonnax sinnierte ich ein wenig über Alpenpässe und die Route des Grandes Alpes, die ich nun in Etappen fast komplett kennengelernt habe. Hier im nördlichen Teil bin ich einen Teil der Nebenstrecken gefahren, die nicht zur Route selbst gehören. Die sind eigentlich alle für meinen Geschmack ansprechender und – viel wichtiger – nahezu verkehrsfrei. Im südlichen Teil kenne ich nahezu das gesamte Umland und auch dort ergeht es mir so: Die kleinen Highlights abseits der Route sind definitiv der Route selbst vorzuziehen.

Fortsetzung folgt.

10

Mittwoch, 25. Juli 2012, 10:39

Der Rückweg durch das Jura war wieder wundervoll. Sowohl in Frankreich als auch in der Schweiz kleinste Straßen mit wenig Verkehr, perfektes Wetter und eben Jura. Was will man mehr?



Zu Hause angekommen möchte ich erst mal bessere Bilder. Bei dem oben gezeigten Bild kam ich ins Grübeln. Auf meiner ersten größeren Tour in die Seealpen vor über 10 Jahren hatte ich noch meine analoge Spiegelreflexkamera dabei. Ich habe in dem Urlaub reichlich Filme verschossen. Alle 50 Meter dachte ich: „Wow, ist das hier toll, da muss ich ein Bild machen.“ So kamen haufenweise Bilder zusammen, auch wenn man heute über die Bildanzahl nur schmunzeln kann. Daheim merkte ich: Da ist nichts von dem drauf, was ich in dem Moment gefühlt habe, schade, nur eine Gedächtnisstütze. So mutierte die Kamera im Laufe der Zeit zur kompakten Hosen- bzw. Brusttaschenkamera, mit der ich hin und wieder Bilder auf Touren mache. Der Fokus liegt ganz klar auf dem Fahren, nicht auf dem Fotografieren. Immer dann, wenn ich einen Reisebericht von guten Fotografen sehe, komme ich doch ins Grübeln. Großes Kino! Mir fehlt aber die Zeit daheim und die Geduld beim Fahren – und ein paar weitere Fähigkeiten, die neben der passenden Ausrüstung auch noch hilfreich sein sollen. Um endlich zum Punkt zu kommen: Bei dem Bild oben habe ich doch wieder über eine große Kamera nachgedacht. In dem Tal waren so viele Löwenzahnblüten, das ist einfach unbeschreiblich – und kommt auf dem Bild noch nicht mal im Ansatz rüber. Aber es verbleibt ein Trost: Selbst eine gute Kamera würde kapitulieren, da waren mehr Blüten als Pixel in einer ganzen Media Markt-Fotoabteilung! Bin ich froh, dass ich da nicht ein paar Wochen später bei Wind durchmusste.

Ein weiteres wundervolles Tal. Wieder: Keine Motorräder, keine Autos, moderat viele Radfahrer. Und das am Pfingstmontag! Ich liebe diese Gegend.



Kurz vor Saint-Claude ist es mir wieder nicht gelungen, die Schlucht am Sichelpass einzufangen. Die Bilder, die ich habe, werden ihr nicht annähernd gerecht, deshalb möchte ich auf fremde verweisen. Den Aussichtspunkt habe ich mir aber für das nächste Mal gemerkt.

Bei der Suche nach besseren Bildern habe ich auch noch bemerkt, dass wir wenige Minuten entfernt von einem netten Wasserfall waren: Klick. Es ärgert mich sehr, dass wir nicht wussten, dass es ihn dort gibt. Den kurzen Fußmarsch hätte man auf sich nehmen können.

Habt Ihr auch auf den Bilder-Link geklickt? Es lohnt sich!

Saint-Claude selbst bringt mich jedes Jahr beim Planen erneut in die Bredouille: Nordöstlich der Stadt gibt es mehrere parallel verlaufende Möglichkeiten. Alle sehen auf der Karte toll aus. Im ersten Jahr dort wählte ich die D69und es war um die anderen Möglichkeiten geschehen. Die Straße ist super. Dieses Jahr dachte ich: Nein, sei tapfer, probiere auch mal die andere, auch wenn sie nicht an die D69 rankommt. Um es kurz zu machen, die Alternative, die D304, ist eine der lustvollsten Strecken, die ich seit langem gefahren bin.

Abends waren wir wieder im gleichen Hotel wie am ersten Tag. Diesmal haben wir im Hotel gegessen, da der Imbiss geschlossen war. Auch das war lecker und die Bedienungen waren deutlich hübscher.

Fortsetzung folgt.

11

Mittwoch, 25. Juli 2012, 10:41

Am Dienstag dann in den Vogesen Hochs und Tiefs. Ich hatte eine Route abseits der üblichen Strecken geplant. Ein wenig Schnuppern. Das erste Pech hatten wir am Ballon de Servance: Der erhoffte Ausblick nach Osten auf den Ballon d’Alsace und den Kamm, auf dem die Route de Crête verläuft, wurde uns durch das militärische Sperrgebiet und ein paar freundliche Soldaten verwehrt. Dafür war die winzige Straße im Wald über diesen Berg allererste Sahne.

Weiter ging das Pech auf der Route Forestière des 17 Km. Mal abgesehen vom selten bekloppten Straßennamen war die Straße nach ca. 9 kilomètres ohne vorherige Ankündigung durch Baumfällarbeiten unpassierbar.



Wir nutzten aber die dort gelegene Bank zur Mittagspause mitten im wunderschönen Wald am Bach.





Der Rest war Standardwerk: Auf hübschen aber bekannten Straßen bis Bitche, am Rande eine Regenwolke über dem Rheintal, Autobahn nach Hause.

Fortsetzung folgt.

chrille

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Vorname: Christian

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Motorrad: CBR 1100 XX

Fahrstil: keine Angabe

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12

Mittwoch, 25. Juli 2012, 10:45

Hey Olli,

richtig toller Bericht! Erzeugt sofort ein Gefühl von: "Ich will hier raus und ganz schnell auf den Bock"

13

Mittwoch, 25. Juli 2012, 10:47

Abschließend noch ein paar Anekdoten. Nachdem ich (bzw. ein Autofahrer) im letzten Jahr Olli R.s Motorrad geschrottet hatte, fuhr er dieses Jahr mit einem stabileren Gefährt auf. Dieses zeichnete sich neben einer erstaunlichen Traktion auf losem Untergrund auch noch durch tolle Pausenbankqualitäten aus. Man beachte auch den schicken Koffer von Touratech:



Aus nahe liegenden Gründen haben wir dieses Jahr die Fahrzeuge nicht getauscht, deshalb kann ich wenig zu den Fahreigenschaften sagen.

Dann gibt es noch neue Einnahmequellen im Land der Eidgenossen. Von in Leitplanken versteckten oder im Teer versenkten Radargeräten hat man ja schon gehört. Dies hier schießt aber im wahrsten Sinne des Wortes den Vogel ab: Gut als E.T. getarnt wird lautlos aus der Luft gelasert und das Fahrzeug bei Überschreitung der Geschwindigkeit auf der Straße abgesetzt, man wird zur Kasse gebeten.



Zum Abschluss noch ein Dankeschön an meine Mitreisenden für die tolle Tour, es hat mit Euch trotz des Wetters Spaß gemacht.

Ich freue mich schon auf die nächste Tour!

Danke fürs Lesen!

Viele Grüße,
Olli

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