Ich war heute mit Doris mal in Speicher im Kinderheim gewesen und bin von dort recht ernüchtert wieder zurückgekehrt.
Irgendwie bin ich wohl mit etwas falschen (weil wohl veralteten) Vorstellungen an die Sache rangegangen.
Das Kinderheim in Speicher hat 6 Wohngruppen mit derzeit insgesamt 45 Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen 6 und 18 Jahren.
Meine ursprüngliche Idee fand dort aus mehreren Gründen eher weniger Anklang, weil
a) auch in Kinderheim mittlerweile Hi-Tec Einzug gehalten hat und die Kids mit Stofftieren und ähnlichem nicht mehr wirklich froh gemacht werden können. Alternativer Vorschlag seitens der netten Dame mit der wir gesprochen haben (und eigentlich fand ich den auch recht gut) war, daß wir für jede Wohngruppe dem Alter entsprechend jeweils ein Gesellschaftsspiel spenden könnten, dieses aber dann auch ein oder zweimal mit den Kindern durchspielen. Ein wenig Saft und Knabbereien dazu und die Kids hätten nen schönen Nachmittag/Abend.
b) grade in der Adventszeit jeder, dessen soziales Gewissen sich regt, gelaufen kommt und die Kinder von dem Überangebot an Teilnahme irgendwann eher genervt als erfreut sind (kann ich auch verstehen, immerhin haben wir es hier mit jungen Menschen zu tun, die die gleichen Emotionen haben wie wir alle und nicht mit irgendwelchen "Habenichtsen", deren man einmal im Jahr gedenkt und die sich darüber vor Dankbarkeit und Rührung überschlagen).
c) da die Kinder jeden Monat einen festen Betrag für Kleidung erhalten und sich kaufen können, was sie für richtig erachten wäre auch mit ordentlichen Klamotten aus zweiter Hand kein Staat zu machen. Wer weiß unter welchem Kleidungszwang die Kids heute an den Schulen stehen (nur wer bestimmte Markenklamotten trägt ist in und wird akzeptiert), der kann wohl nachvollziehen, daß gute, aber nicht der "Norm" entsprechende Kleidung, aus der die eigenen Kinder herausgewachsen sind, für die Heimkinder wohl eher eine Belastung, als ein Segen darstellen.
Ich weiß nicht, wie es in anderen Heimen aussieht, aber ich könnte mir vorstellen, daß es dort ähnlich ist. Falls KA-EM oder Hexe für das Anna-Stift andere Informationen vorliegen, dann her damit. Allerdings scheint es dort nach den Infos auf deren Website in etwa genauso auszusehen.
Nicht falsch verstehen - die gute Frau wollte uns keinesfalls brüskieren, sie hat uns lediglich die Realität vor Augen geführt.
Was sie uns als sinnvolle Alternative genannt hat, klingt da schon besser: im Frühjahr/Sommer mit den Kids ne Grillparty veranstalten und mit ihnen ein Fußball- oder Basketballturnier machen (entsprechende Sportanlage ist vorhanden).
Wir sollten jedoch bei aller Bereitschaft "was Gutes" zu tun aber auch mal folgendes bedenken (worüber ich vorher auch nicht nachgedacht habe):
wollen wir unter möglichst geringem finanziellen Aufwand eine einmalige Aktion starten, die uns als Wohltäter gut aussehen läßt? Oder soll das ganze dann doch etwas mehr Hand und Fuß haben? Haben wir genügend Leute, die bereit sind Geld und Freizeit zu investieren, um sich langfristig mit den Kids zu beschäftigen?
Nicht vergessen: wir haben es hier mit fühlenden und denkenden jungen Menschen zu tun, bei denen wir durch unser wie auch immer geartetes Engagement wohl auch Hoffnungen/Erwartungen wecken. Und WENN wir dies tun, dann sollten wir auch die Bereitschaft und das Rückgrat haben, diese bis zu einem gewissen Grad zu erfüllen.
Ich habe nach dem Gespräch im Kinderheim und den anschließenden Überlegungen mit Doris einen "etwas" anderen Blick auf mein/unser Vorhaben gewonnen und ich bitte euch wirklich einmal intensiv darüber nachzudenken WAS wir damit anzetteln und OB wir das im Endeffekt auch wirklich bereit und in der Lage sind durchzuziehen.
Wie gesagt: mit ner einmaligen Aktion, die uns gut aussehen läßt, ist den Betroffenen (um die es ja wohl ureigentlich geht) wohl eher nicht gedient.
Macht euch einfach mal eure eigenen Gedanken, versucht mal, euch in die Situation dieser Kinder zu versetzen und dann sollten wir mal nen Stammtisch zum Anlass nehmen, dies in der erforderlichen Art zu besprechen.