Vor nicht all zu langer Zeit sollte zwischen einer amerikanischen und einer deutschen Firma ein Wettrudern im Achter auf der Weser stattfinden. Beide Mannschaften trainierten lange und hart, um ihre höchste Leistungsstufe zu erreichen. Beide Mannschaften gingen topfit ins Rennen, dennoch gewannen die Amerikaner mit einem Vorsprung von einem Kilometer. Verständlicherweise litt das deutsche Team tief betroffen und völlig demoralisiert unter dieser Niederlage. Wie heutzutage üblich, entschied das obere Management, zur Analyse dieser verheerenden Niederlage ein Projektteam einzusetzen mit dem Auftrag, geeignete Abhilfe-maßnahmen zu erarbeiten.
Nach langer Untersuchung fand man schließlich heraus, dass bei den Amerikanern acht Leistungssportler ruderten und ein Mann steuerte, während im deutschen Team ein Mann ruderte und acht steuerten. Es wurde sofort eine gut renommierte Beratungsfirma engagiert mit dem Auftrag, eine Strukturanalyse durchzuführen. Nach einigen Monaten und beträchtlichen Kosten kamen die Berater zu dem Schluß ( wie zuvor das Management ), dass zu viele steuerten und zu wenig ruderten.
Um bei dem neuen anberaumten Revancherennen einer weiteren Niederlage zu entgehen, wurde die Teamstruktur im deutschen Achter geändert. Es gab jetzt vier Steuerleute, drei Obersteuerleute, einen Steuerdirektor und einen Ruderer. Außerdem wurde für den Ruderer ein Leistungsbewertungssystem eingeführt, um ihm mehr Ansporn zu geben – getreu dem Motto : Wir müssen seinen Aufgabenbereich erweitern und ihn mit mehr Verantwortung motivieren.
Bei dem Revancherennen gewannen die Amerikaner mit einem Vorsprung von 2 Kilometern.
Dies hatte Konsequenzen : Das Management entließ den Ruderer wegen schwacher Leistung, verkaufte das Boot mit Inventar und stoppte die Investition für ein Ersatzboot. Das so eingesparte Geld wurde dem oberen Management über erhöhte Tantiemen ausgezahlt; der Beratungsfirma wurde für die gute Analyse Lob ausgesprochen und das nicht unbeträchtliche Honorar ohne Beanstandung überwiesen.